WILLKOMMEN BEIM INVESTMENT 3.0

Von Tobias Huzarski

„Impact Investing“ bedeutet nichts weniger als ein neues Zeitalter des Investierens. Denn die Zielsetzung des Investierens wird um eine weitere, dritte Dimension erweitert. Werfen wir einen Blick zurück auf die Investmentgeschichte der vergangenen 200 Jahre. Da zeichnen sich grob drei Phasen ab: In der ersten Phase im 19. Jahrhundert wurde ziemlich eindimensional lediglich auf die zu erzielende Rendite geachtet. In der zweiten Phase im 20. Jahrhundert trat das Risiko als weitere Dimension hinzu, Volatilität und Zeitfaktor wurden wichtige Kriterien für diese Betrachtung. Nach „Investment 1.0“ und „2.0“ stehen wir nun an der Schwelle zum Investment „3.0“: Als dritte Dimension tritt die positive gesellschaftliche Wirkung hinzu, der Impact.

Fünf Kriterien für ein effizientes Impact Investment

Dabei ist Impact Investing weit mehr als „nur“ ein nachhaltiges Investment. Denn es geht nicht allein darum, bestimmte als nicht-nachhaltig oder gar schädlich definierte Investments zu meiden. Durch die Kapitalanlage soll aktiv ein positiver Beitrag für Umwelt, Klima und/oder Gesellschaft geleistet werden. Die Bundesinitiative Impact Investing beschreibt es als einen Investmentansatz, bei dem „positive soziale oder ökologische Wirkung direkt, intendiert und nachweisbar“ ist. Letztlich müssen fünf Kriterien erfüllt sein, damit eine Anlagestrategie als Impact-Investing-Strategie bezeichnet werden kann.

1. Direkter Bezug zur Realwirtschaft Die Investments sollen zur Lösung eines „realen“ Problems beitragen und müssen deshalb auch in der „realen“ Welt verhaftet sein. Liegt das adressierte Problem beispielsweise im sehr realen Klimawandel, können konkrete Projekte zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zwecks CO2-Vermeidung im Vergleich zum herkömmlichen Strommix einen Impact darstellen. Ein Zertifikat zum „Ausgleich“ von CO2-Emissionen hingegen kann kein Impact-Investing darstellen. Immobilien als „real assets“ können sich durch ihren Bezug zur Realwirtschaft ebenfalls für Impact Investment-Strategien eignen, beispielsweise bei der nachhaltigen Quartiersentwicklung mit bezahlbarem Wohnraum. 2. Investitionen in konkrete Projekte Entscheidend ist, dass das Kapital tatsächlich bei konkreten realwirtschaftlichen Projekten landet und nicht im Orbit der Finanzwirtschaft verbleibt. Dafür ist die Unterscheidung zwischen Primär- und Sekundärmarkt wichtig: Fließt das Kapital des Anlegers als Neuinvestition wirkungsvoll direkt in ein Projekt, sodass damit unmittelbar ökologische oder soziale Ziele erreicht werden – oder auf das Konto des Vorbesitzers, wie dies beim Kauf etwa von Aktien oder nachhaltigen ETFs an der Börse der Fall wäre? Dieser Aspekt spielt auch bei Immobilen eine Rolle – fließt Kapital beispielsweise in die Entwicklung oder Sanierung einer Impact-Immobilie, oder wechselt die Immobilie lediglich den Besitzer? 3. Konkrete Zielsetzung Um ein konkretes gesellschaftliches oder ökologisches Ziel wirksam verfolgen und den Impact-Erfolg messen zu können, müssen diese Ziele sehr genau und konkret definiert werden. Die EU bietet hierfür mögliche Ansätze: Im Rahmen des europäischen Green Deals wurden konkrete Ziele formuliert wie Klimaschutz, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft oder Biodiversität. Wirkungsorientiertes Investieren kann hier ansetzen und konkrete Leistungen und Outcomes definieren. 4. „Do no significant harm“ (DNSH) Selbst soziale oder ökologische Ziele, die in der jeweiligen Impact-Strategie nicht als relevante Zielkriterien definiert wurden, dürfen nicht signifikant beeinträchtigt werden. Denn bei Impact Investments gilt das sogenannte „Do no significant harm“-Prinzip: Ein Windpark beispielsweise kann einen Beitrag zu mehr Klimaschutz leisten, zugleich aber eine signifikante Belastung für die Biodiversität an Ort und Stelle darstellen. Dann käme er nicht als Impact-Investment in Betracht. Im Immobilienbereich spielen Biodiversität, Ökosysteme und Kreislaufwirtschaft eine besondere Rolle – aufgrund des DNSH-Prinzips können sich Neubauten aufgrund der CO2-Bilanz in der Regel nicht als Impact-Projekte qualifizieren – getreu dem Motto „die ökologisch nachhaltigste Immobilie ist die, die nie gebaut wird“. Impact im Immobiliensektor wird sich daher auf die Modernisierung existierender Gebäude konzentrieren. 5. Transparenz und Offenheit Impact Investment verbindet finanzielle Rendite mit ökologischer oder sozialer Nachhaltigkeit. Dazu gehört auch, dem Anleger gegenüber transparent zu machen, ob und wie diese Wirkung erzielt wird. Hierzu kann beispielsweise Reporting zur CO2-Vermeidung gehören oder zur Menge an produziertem Ökostrom.

Gerade der letzte Punkt ist ein für den Anleger sinnbildlicher Faktor. Denn anders als bei herkömmlichen Nachhaltigkeitsstrategien zeichnet sich Impact Investing dadurch aus, dass der positive Impact als Anlageziel kein nettes Beiwerk ist. Er ist dem Renditeziel und der Risikovermeidung absolut gleichgestellt. Und genauso, wie der Anleger regelmäßig und zuverlässig über die Rendite und die Volatilität seines Investments informiert werden will und muss, hat er auch den Anspruch, laufend über den Impact unterrichtet zu werden. Denn Investieren 3.0 bedeutet letztlich auch Reporting 3.0. Tobias Huzarski ist Head of Impact Investment, Commerz Real.

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