GRÜN ÖKOLOGISCH EFFIZIENT

Von Silke Lambeck

Grüner wird’s nicht mehr: Nicht zwei, sondern gleich dreimal verwenden die Architekten des 2008 gegründeten Büros „greeen! architects“ das „e“ in ihrem Namen – für ethical, ecological und efficient – also ethisch, ökologisch und effizient. Während „effizient“ nicht nur auf die planerische Umsetzung hindeutet, sondern auch für einen sorgsamen Umgang mit Ressourcen steht, sind die Worte ethisch und ökologisch kaum misszuverstehen. „Als erfahrene Architekten legen wir besonderen Wert auf eine ganzheitliche Herangehensweise an unsere Bauprojekte. Wir setzten neue Impulse, denken vorausschauend und planen schon heute zukünftige Herausforderungen in unsere Konzepte ein“ sagt Marc Böhnke, geschäftsführender Gesellschafter von greeen! architects. Das erste Mal kam die GBI-Unternehmensgruppe mit dem Team von greeen! architects im Jahr 2016 in Berührung. Damals gewannen die Düsseldorfer Architekten mit einer mutigen Planung den Gestaltungswettbewerb für das Mixed-Use Projekt am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Für Mario Reale, geschäftsführender Gesellschafter von greeen! architects, war es ein besonderes Anliegen bei der Realisierung des Hoteltrios am Düsseldorfer Hauptbahnhof, den zentralen Standort in Form einer Stadtreparatur aufzuwerten und alle drei öffentlichen Plätze rund um den Hauptbahnhof in das städtische Leben zu integrieren. „Hier kann man künftig problemlos zu Fuß unterwegs sein“, erläutert Reale: „Das bisher brach liegende Potential des Areals wird auf diese Weise aktiviert, so dass die Stadt und ihre Bürger*innen ein neues qualitativ hochwertiges Quartier zurückerhalten. Dieses wird positive Impulse für das gesamte städtische Umfeld erzeugen.“ Eine Fassade aus roten Klinker und goldener Metallverkleidung verbindet drei unterschiedliche Projekte aus Hotel und Aparthotel zu einer optischen Einheit. Hinzu kam die Planung des verbindenden Stadtraums zwischen Konrad-Adenauer-Platz und Mintropplatz, der mit Gastronomie und Fußgängerzone eine neue, einladende Aufenthaltsqualität bieten wird.

In diesem Jahr haben greeen! architects um Mario Reale und Marc Böhnke nun einen Entwurf für den von der Moses Mendelssohn Stiftung geplanten Gedenkcampus am Gleis 17 in Berlin-Grunewald vorgelegt. Das benachbarte Mahnmal erinnert an die mehr als 10.000 Juden, die ab 1941 von hier aus deportiert wurden. Der nach der Berliner Schriftstellerin Else Ury benannte Campus soll Gedenk- und Forschungsstätte für junge Menschen aus der ganzen Welt werden. Für diejenigen, die in den angeschlossenen Studentenapartments wohnen möchten, gilt: Sie müssen in Berlin oder Potsdam studieren, und ein besonderes Interesse und Engagement für den Ort mit seinem geplanten Vorträgen oder Ausstellungen mitbringen. Die Planung von greeen! architects sieht drei Gebäude aus Holz und Stahl vor, die in einem Dreieck angeordnet werden: Das Holz soll dabei den umgebenden alten Baumbestand aufgreifen, der Cortenstahl an die angerosteten Schienen vom Gleis 17 erinnern. Die Sichtachsen zum Gedenkort werden nicht verstellt. „Im intensiven Dialog und in Zusammenarbeit mit der Moses Mendelssohn Stiftung haben wir in respektvollem Umgang mit der Historie einen Gedenk-, Erinnerungs- und Lernort am Berliner S-Bahnhof Grunewald geplant, der eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit forciert und gleichzeitig eine Mahnung an die Zukunft darstellt“, erklärt Marc Böhnke. Die Deportationsorte, die vom Gleis 17 angefahren wurden, werden durch Lichteinfall auf die Fassade im Innern des Gebäudes sichtbar und somit Teil der Ausstellungsfläche, die an die Geschichte des Ortes erinnert. Auch wenn „Gleis 17“ eine besonders herausfordernde Aufgabe ist: Die Düsseldorfer Architekten beschäftigen sich oft und gern mit komplexen städtebaulichen Situationen. So haben sie unlängst einen Entwurf für den sogenannten „RheinBoulevard“ für die Düsseldorfer Innenstadt vorgelegt, der mehrere Stadtteile so miteinander verbindet, dass sich Fußgänger und Fahrradfahrer barrierefrei und sicher durch die Stadt bewegen können. Als „autofreie Flaniermeile“ bezeichnete Marc Böhnke die Planung in einem Interview mit der Rheinischen Post – eine Idee, die man noch eher im zügig grüner werdenden Paris als in einer deutschen Großstadt verotet. In Leipzig hat das Büro den Masterplan für ein neues Stadtquartier an der Lößniger Straße entworfen, der ab 2023 umgesetzt wird. Hier entstehen nicht nur Gebäude für unterschiedliche Wohnformen, sondern auch Gewerbeflächen für Handel, Gastronomie und Dienstleistungen, ein Stadtteilpark und eine Kita. Die Fassaden sollen begrünt und die mindestens 30 Prozent der Geschossfläche für gefördertes Wohnen vorgehalten werden. In der Goldsteinstraße in Frankfurt am Main erinnern die in einem Bestandsgebäude entstandenen Kleinstwohnungen der Ausstattung nach an Bauhaus-Wohnungen – durch geschickte Einbauten wird der vorhandene Raum sowohl ästhetisch ansprechend als auch funktionell effizient genutzt. Ein ehemaliges Männerwohnheim wird so ressourcenschonend und im Sinne der Kreislaufwirtschaft in einen modernen Wohnkomplex umgewandelt. Die knallrote Fassade des „Cube Ruby 923“ beweist den Mut, auch unkonventionelle Lösungen für vorhandene Standorte zu finden. Die Vielseitigkeit Ihrer Projekte lässt für die Zukunft spannende Entwürfe erwarten, vor allem aber nachhaltige. Viele der geplanten Projekte tragen schon jetzt das „Green“ im Namen: „The Greens“, „Green Court“ oder „Green city tower“ finden sich auf der Website der Architekten, ebenso „Grüne Mitte Quellenbusch“ und „Das grüne Herz“ in Mannheim. „Unser ganzheitliches Verständnis im Planen und Bauen hat schon immer Auftraggeber überzeugt“, erklärt Mario Reale. „Das Verständnis und die Bedeutung für die klima- und ressourcenschonende Architektur wächst in der gesamten Immobilienbranche stetig. Eine zwingende und längst überfällige Entwicklung für Mensch, Umwelt und unsere Zukunft.“ Silke Lambeck ist freie Autorin in Berlin.

Bilder: Frankfurt am Main, Goldsteinstraße Projekt, Gleis 17 (© greeen! architects)